Rugby in Deutschland:

Interview mit Jürgen Zeiger: Orientierungshilfe aus Uruguay
Erstellt: Frankfurter Neue Presse 11.11.2016 Aktualisiert: 06.11.2018,

Seit sechs Jahren ist Jürgen Zeiger im Präsidium des Deutschen Rugby-Verbands (DRV). Nach dem sang- und klanglosen Abstieg 2010 aus der EM-Division 1A und der finanziellen Misere brachte unter anderem der Heusenstammer den DRV wieder auf Kurs. Vor dem Länderspiel gegen Uruguay am Samstag in Frankfurt (17.45 Uhr, Bornheimer Hang) unterhielt sich Stefan Fritschi mit dem Vize-Präsidenten Finanzen.

Herr Zeiger, die deutsche Nationalmannschaft spielt am Samstag in einem modernen Stadion mit einer Kapazität von über 10 000 Plätzen. Was bedeutet dies für den Deutschen Rugby-Verband?

JÜRGEN ZEIGER: Nach den erfolgreichen Spielen in Köln und Hannover war es unser Bestreben, in größere Stadien zu gehen (zu diesen beiden EM-Spielen kamen 6300 beziehungsweise 8100 Fans, die Redaktion). Ich gehe davon aus, dass wir bei dem ersten von drei Weltranglistenspielen 6000 Zuschauer haben werden. Die Besucherzahl ist sicherlich auch vom Wetter abhängig, aber Rugby kann man auch im Winter spielen – wenn es keinen Frost gibt.

Wie immens ist die Herausforderung, sich mit dem mehrfachen WM-Teilnehmer Uruguay zu messen?

ZEIGER: Es ist eine Wertschätzung für uns, dass Uruguay und der Weltverband auf uns zugegangen sind. Die Herausforderung ist sehr groß. Ich gehe nicht davon aus, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden. Dieses Spiel dient als Orientierungshilfe, wo wir stehen. Unsere großen Ziele sind die Weltmeisterschaft 2019 in Japan und im Siebener-Rugby die Teilnahme an den Olympischen Spielen ein Jahr später in Tokio. Darauf arbeiten wir hin, deshalb ist jetzt so ein Spiel wie gegen Uruguay passend.

Sie sind seit 2010 im DRV-Präsidium aktiv. Damals lag der Verband sportlich und finanziell am Boden. Wie konnte sich das deutsche Rugby so positiv entwickeln?

ZEIGER: Wir sind zwar noch im Sanierungsprozess, doch der DRV hat sich finanziell stabilisiert. Das hat das Vertrauen unseres Sponsors Hans-Peter Wild geweckt (der Milliardär und Unternehmer/Capri-Sonne hat in seiner Geburtsstadt Heidelberg eine Rugby-Akademie errichtet, die Redaktion). Durch ihn konnten wir das Niveau steigern, sind mit der Nationalmannschaft wieder aufgestiegen und haben die Klasse gehalten, der höchsten unter den Six Nations. Mit der Unterstützung des DOSB ist uns im olympischen Siebener auch ein Entwicklungssprung gelungen.

Ist es der richtige Weg, Spieler aus klassischen Rugby-Ländern wie beispielsweise Neuseeland oder Südafrika, die mindestens seit drei Jahre in der Bundesliga spielen, für die Nationalmannschaft zu aktivieren und auch in anderen Ländern nach Spielern mit deutschen Vorfahren zu suchen, wie nun Marcel Coetzee und Sebastian Ferreira aus Südafrika, die vor ihrem Debüt stehen?

ZEIGER: In der derzeitigen Phase haben wir keine andere Wahl. Sie sind eine gute Ergänzung, um den Kader zu stabilisieren. Trainer Kobus Potgieter und Manager Robert Mohr sind für die Sichtung verantwortlich.

Die mediale Präsenz steigt im deutschen Rugby. Das Uruguay-Spiel wird in Sport1+ live übertragen, einen Tag später gibt es im frei empfangbaren Sport1 eine Zusammenfassung. Wohin könnte der Weg führen?

ZEIGER: Parallel zur sportlichen Entwicklung wollen wir auch auf dieser Ebene das Niveau anheben. Wir orientieren uns an Italien. Dies bedeutet oberstes europäisches Niveau, aber das liegt noch in weiter Ferne. Zunächst gilt es, die Lücke zu Nationen zu schließen, die dazwischen liegen, also Russland, Georgien und Rumänien.

Anmerkung: Der Beitrag erschien am 11.11.2016 in der Frankfurter Neue Presse

Nachtrag: Der DRV Vorstand hatte leider die Zusammenarbeit mit Herrn Wild nicht fortgesetzt, obwohl ein jährlicher

Zuschuss in Höhe von knapp 2 Millionen von diesem in Aussicht gestellt wurde.

Herr Wild übernahm den kränkelnden französischen 1. Ligisten (TOP 14) und baute ihn neu auf. Zur Zeit steht Stade François Paris auf dem dritten Tabellenplatz. Wer sich über SFP und seine TOP Aktivitäten informieren will, sollte zumindest dessen Homepage studieren.

Interview mit Jürgen Zeiger: Orientierungshilfe aus Uruguay (fnp.de)

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geändert 10.04.23/KU