Rugby: Offenbacher „Schockwellen“ und Heusenstammer Zuwachs

06.07.202114:08 Autor Christian Düncher

Der ambitionierte Rugby-Zweitligist BSC Offenbach verliert ein Quintett an den benachbarten Erstligisten RK Heusenstamm, holt aber einen Akteur vom Deutschen Meister sowie einen Nationalspieler.

Offenbach – Die Vorbereitung auf die neue Saison ist gerade erst angelaufen. Aber beim ambitionierten Rugby-Zweitligisten BSC Offenbach sind die Verantwortlichen bereits voll im Angriffsmodus. „Ich denke, wenn wir unsere Zugänge und unsere neue Partnerschaft verkünden, wird es im deutschen Rugby einige Schockwellen geben, vor allem in der Region“, sagt Spielertrainer Wynston Cameron-Dow.

Am Ziel (Rückkehr in die 1. Liga) hat sich nichts geändert, aber an der Herangehensweise. Neben „Topspielern“ aus dem Ausland will man nun vermehrt auf in Deutschland beheimatete Akteure setzen – wie Nationalspieler Onisimo Nayato Seremaia (TSV 1846 Nürnberg), den Südafrikaner Lutho Kote (SC Frankfurt 1880) oder den reaktivierten Christian Holmes (einst SC 1880 Frankfurt, zuletzt RK Heusenstamm).

Dieser Strategiewechsel ist offenbar der Erkenntnis geschuldet, dass ein auf dem Papier qualitativ gut bestückter Kader nicht ausreicht, wenn einige Stützen des Teams lediglich an den Wochenenden hinzustoßen. Kritik am fehlenden Zusammenspiel hatte es unter anderem im vergangenen Oktober gegeben, als der BSC beim eigenen Turnier um den CT Cup trotz guter Leistung dem Deutschen Meister SC Frankfurt 1880 mit 0:19 unterlag. Die Offenbacher haben darauf inzwischen reagiert. Für einige Akteure kam dieser Schritt aber zu spät. So sind die Brüder Alex und Pepe Piano (einst TGS Hausen) zum benachbarten Erstligisten RK Heusenstamm gewechselt. „Sie haben einfach nur Bock zu zocken – mit einem vollen Kader im Training“, erklärt Tobias Apelt, der seinen Kumpels ebenso folgte wie Marvin Siefert sowie Lukas Schwade. Das Quintett trifft beim RKH auf zahlreiche Bekannte aus der gemeinsamen Zeit bei der TGS Hausen – wie Zugang Philipp Felbinger. „So kam eines zum anderen“, erklärt Apelt, für den sich mit dem Wechsel ein Kreis schließt. 20 Jahre lang hatte er für den RKH gespielt, ehe er über seinen Jugendklub Hausen nach Offenbach gewechselt war. Nun ist der 30-Jährige zurück an seiner alten Wirkungsstätte, obwohl ihn der BSC gerne gehalten hätte.

„Nachdem der Wechsel intern verkündet worden war, wurde noch mal ordentlich nachjustiert und mir ein Vertrag über zwei Jahre angeboten“, berichtet Apelt. „Wenn der Spaß verloren geht, weil die Freunde gewechselt sind, verzichtet man aber auf die Kohle.“ In Heusenstamm gibt es kein Geld, dafür wird der Verbinder, der auch auf der Innen-Position spielen kann, mit offenen Armen empfangen. Präsident Markus Walger freut sich jedenfalls sehr über die Rückkehr des „verlorenen Sohnes“ und die allgemeine Verstärkung des Kaders – auch in der Breite. Laut Apelt sind derzeit bis zu 45 Spieler im Training.

Cameron-Dow reagierte gelassen auf die Wechsel, zumal nur Apelt Stammspieler war. „Sie wollten wieder mit ihren Freunden spielen, aus Spaß, und nicht mehr professionell auf einem so hohen Level trainieren wie bei uns. Wir verstehen das und haben sie auch bei ihrer Entscheidung unterstützt“, sagte der BSC-Spielertrainer. Apelt ist davon überzeugt, dass die Offenbacher ihren Weg gehen werden. „Das ist ein Verein, bei dem das Gewinnen an erster Stelle steht, der sich aber nicht wirklich um sein Image kümmert“, fügte er kritisch an. So eilt dem BSC der Ruf voraus, sich den Erfolg durch die Verpflichtung von Profis erkaufen zu wollen, während der RK Heusenstamm als familiärer Klub gilt, der schon immer viel Wert auf Nachwuchsarbeit legte.

Die Differenzen zeigen sich auch beim Umgang mit der deutschen Siebener-Meisterschaft. Nachdem der Verband daran festhielt, das Turnier trotz sehr kurzer Vorbereitungszeit am 24./25. Juli auszurichten, befragten die RKH-Verantwortlichen zuerst die Spieler und teilten dann mit, dass sie ohne besondere Zielsetzung an der Veranstaltung teilnehmen werden. Der BSC hingegen passte seinen Terminplan an und veranstaltet am 17. Juli ein Siebener-Turnier – mit den Erstligisten SC Frankfurt 1880 und SG Pforzheim. Das erste Testspiel in der traditionellen 15er-Variante steht auch schon fest: Am 21. August empfängt der BSC den Erstligisten Berliner RC. (Von Christian Düncher)

RKH: Ferraris berät nur noch, Howells übernimmt

Umstrukturierung im Trainerteam des RK Heusenstamm: Ex-Nationalspieler Chris Howells, der aus beruflichen Gründen nicht mehr so oft als Spieler auf dem Platz stehen wird, folgt als Chefcoach auf Mikey Ferraris, der wegen Babypause etwas in den Hintergrund rückt und nur noch als Trainerberater agiert. Unterstützt wird Howells in A-Lizenz-Inhaber Rene Siegel von einem Rückkehrer. „Nachdem ich 2018 in Heusenstamm als Schüler- und Jugendkoordinator aufgehört hatte, war ich in einer Reihe von Vereinen für wenige Monate zu Gast. Nun freue ich mich darauf, wieder längerfristig mit einem Team zu arbeiten“, sagte er. Weiterhin zum Trainerteam gehören Kevin Happ (Kraft und Ausdauer) sowie Jens Steinweg und Susanne Wiedemann (Videoanalyse). Präsident und Ex-Nationalspieler Markus Walger fungiert weiterhin als Team-Manager. (cd)

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