Rugby-Derby in Heusenstamm: Rivalität wundert „Pepe“ Piano

OP 12.10.2023, Von: Christian Düncher

Brisantes Derby: „Pepe“ Piano gastiert mit dem Offenbacher SC Rosenhöhe bei seinem Ex-Klub RK Heusenstamm. Sein Wechsel hatte böses Blut verursacht.

Offenbach – „Herz schlägt Geld“ – so ist es auch in diesen Tagen wieder in Sozialen Medien zu lesen, wenn es um das anstehende Rugby-Derby in der 1. Liga Süd/West zwischen dem RK Heusenstamm und dem Offenbacher SC Rosenhöhe (Samstag, 15 Uhr, im Sportzentrum Martinsee geht. In Heusenstamm wurde der Slogan irgendwann erfunden und drückt die Ressentiments aus, die aufseiten der „Füchse“ gegenüber dem Nachbarn bestehen. Hier der familiäre RKH, der (vornehmlich) auf Eigengewächse setzt. Dort die zusammengekaufte Offenbacher Söldner-Truppe. Dieses Narrativ wird in Heusenstamm nicht von allen, jedoch von
einigen seit Jahren sorgsam gepflegt.

„Ich konnte damals schon nicht viel mit diesem Spruch anfangen“, sagt Giuseppe Piano, der einer größeren Fraktion angehört, die vor zwei Jahren von der TGS Hausen über den Offenbacher SC Rosenhöhe zum RK Heusenstamm gewechselt war und vor dieser Saison an den Eichwaldweg zurückgekehrt ist. Auch der Kader der „Füchse“ bestehe längst zum Großteil aus Akteuren, die nicht aus dem eigenen Nachwuchs stammen, betont „Pepe“ Piano. „Wir wurden damals mit offenen Armen empfangen“, erinnert sich der 35-Jährige. Nach der Rückkehr zu Erzrivale Offenbach gab es jedoch teilweise böses Blut. Den ehemaligen Hausenern wurde unterstellt, aus finanziellen Gründen gewechselt zu sein. Dem widerspricht der Deutsch-Italiener vehement.

Vor Rugby-Derby in Heusenstamm: Offenbacher Spieler hegt keinen Groll gegen Ex-Klub

„Ich wollte eigentlich aufhören und nur noch in der zweiten Mannschaft des RKH spielen“, betont Piano. Zwei, drei Monate habe er nichts gemacht. Als dann aber die Ex-Hausener um seinen Bruder Alex fragten, ob er nicht weitermachen wolle, konnte Giuseppe nicht anders. „Ich dachte mir: Wenn ich schon noch ein, zwei Jahre dranhänge, dann mit den Jungs, mit denen ich einst angefangen hatte, Rugby zu spielen.“

Er habe beim RK Heusenstamm zwei schöne Jahre gehabt, betont der bullige Erste-Reihe-Stürmer. Er hege keinen Groll. Ein Indiz dafür: Auf seinem WhatsApp-Profilbild ist Piano immer noch im RKH-Trikot zu sehen. Dort gab er sein Debüt in der 1. Liga, dort fiel er Nationalcoach Mark Kuhlmann auf, der ihn 2021 immerhin einmal in die DRV-Auswahl berief. „In Heusenstamm habe ich mich mit allen gut verstanden“, sagt der Familienvater, dessen Sohn weiterhin in der U8 des RKH spielt. Wenn er bei den Jugendspielen den ehemaligen Klub-Kollegen begegne, herrsche in der Regel eine lockere, freundschaftliche Atmosphäre. Umso mehr wundert er sich darüber, wie groß die Rivalitäten zwischen beiden Klubs ist. „Als wir gegen Offenbach spielten, hieß es vorher immer: ‘Ihr wisst, was war. Wir müssen gewinnen.’“

RK Heusenstamm gegen Offenbacher SC Rosenhöhe: Feindschaft aus Gegensätzlichkeit?

Erklären kann sich Piano die Feindschaft nicht, zumal die Ursprünge weit zurückliegen (siehe Kasten). Freilich sind beide Klubs gegensätzlich. „Der RKH ist als Verein etwas breiter aufgestellt. Offenbach hat die größeren finanziellen Mittel, legt inzwischen aber wirklich viel wert auf die Jugend und befindet sich auf dem richtigen Weg. Dort ist etwas im Kommen.“

Gemeinsame Wurzeln
Die Rivalität zwischen dem RK Heusenstamm und dem Offenbacher SC Rosenhöhe (einst BSC Offenbach) ist so alt wie der RKH selbst. Dieser wurde nämlich 1979 von einstigen Mitgliedern der Rugby-Abteilung des BSC Offenbach gegründet. Lange war Heusenstamm erfolgreicher. Seit der vergangenen Saison spielen beide Vereine in der 1. Bundesliga Süd/West.

In der Tabelle liegt Heusenstamm nach vier Spielen einen Punkt vor den ambitionierten Offenbachern, die aktuell Letzter sind. Das sorgt für zusätzliche Brisanz. „Der größere Druck liegt bei uns“, sagt „Pepe“ Piano. „Wir erwarten von uns, erneut Vierter zu werden und somit wieder in die Play-offs einzuziehen. Daher müssen wir langsam anfangen, Punkte zu holen.“ Man sei aber auf dem richtigen Weg. „Wir haben viele neue Spieler und müssen uns erst mal finden. Aber es wird immer besser.“ Zumal die Trainingsbeteiligung hoch sei. „Früher wurden viele Spieler eingeflogen. Inzwischen ist das nur noch vereinzelt der Fall und diese Spieler sind dann schon donnerstags und freitags da und üben mit der Mannschaft.“

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Und wer gewinnt am Samstag? Herz oder Geld? „Ich habe mit dieser Rivalität nichts zu tun“, stellt Piano klar. Er sei mit seinen Ex-Mitspielern „fein“, weiß aber auch: „Der eine oder andere ist nicht gut auf mich zu sprechen.“ (
Von Christian Düncher

Trainerwechsel
Sam Rainger und Leon Hees (beide RK Heusenstamm) haben in der deutschen Siebener-Auswahl einen neuen Coach. Der Spanier Pablo Feijoo (41) bildet nun das Trainerduo mit Clemens von Grumkow. Er war schon im Juli beim EM-Turnier in Hamburg beratend tätig. „Das deutsche Team gehörte in den letzten Jahren zu den besten Europas, musste aber aufgrund eines Umbruchs zuletzt einige Rückschläge hinnehmen“, sagte Feijoo