Ungewissheit beim RK Heusenstamm, Offenbach trotzig

Der RK Heusenstamm muss vor dem Start der Rugby-Bundesliga einen gewaltigen Aderlass kompensieren. Erzrivale Offenbacher SC Rosenhöhe strebt erneut die Play-offs an.

Offenbach – Die Lage hat sich gewandelt: Jahrelang war der RK Heusenstamm die klare Nummer eins der Region im Rugby. Die vergangene Spielzeit beendeten die „Füchse“ allerdings hinter Aufsteiger Offenbacher SC Rosenhöhe und schafften erst über die Relegation den Verbleib in der 1. Bundesliga Süd/West. Nach zahlreichen Abgängen (unter anderem zu Rivale Offenbach) kann es für den RKH erneut nur um den Klassenerhalt gehen, während ein paar Kilometer weiter trotz eines drohenden Punktabzugs der Einzug in die Play-offs abermals das Ziel für die am Samstag startende Saison ist.

SC Neuenheim – Offenbacher SC Rosenhöhe (Sa., 14 Uhr). Obwohl kurz vor dem Saisonstart immer noch unklar ist, ob und falls ja wie viele Punkte der OSCR abgezogen bekommt (wir berichteten), gibt sich Robert Haase vor dem Auftakt beim Vizemeister aus Heidelberg gelassen. „Das hat auf uns gar keinen Einfluss“, stellt der Spielertrainer klar. „Wir hatten eine super Vorbereitung und haben ein gutes Team auf die Beine gestellt – mit Qualität und Tiefe im Kader. Egal, ob man uns vier oder sieben Punkte abzieht: Ich bin mir sicher, dass wir eine erfolgreiche Runde spielen werden. Vergangene Saison haben wir trotz kleinen Kaders und einiger Widrigkeiten die Play-offs erreicht. Das wollen wir abermals versuchen, dafür werden wir Vollgas geben.“

Am Vier-Punkte-Abzug wegen ungenügender Jugendarbeit führt wohl kein Weg vorbei. Die Strafe wegen verspäteter Schiedsrichter-Meldung will Offenbach jedoch nicht akzeptieren, zumal andere Klubs wegen zu spät gezahlter Lizenzgebühren nicht belangt wurden.

Fortsetzung folgt

Auch Trainer Andy Knight wechselt die Seiten

Getrennt hat sich der OSCR von Cheslin Arendes (Ziel unbekannt), zudem hat der ehemalige französische Erstligaspieler Soane Toevalu die Karriere beendet. Er wird den Offenbachern künftig als Berater helfen und aus der Ferne das Sturm-Spiel analysieren. Dem gegenüber stehen zwölf Zugänge, davon alleine acht vom Liga- und Erzrivalen RK Heusenstamm (wir berichteten). In den Franzosen Antoine Cavallani und Theo Degli Espositi kam ein Spielmacher-Duo und von Kooperationspartner Aschaffenburg in Alexander Eppinger ein weiterer Stürmer. Zudem gibt Eigengewächs Lukas Schwade sein Comeback.

Neu an der Seitenlinie ist Andy Knight, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ex-Spieler des OSCR. Der Schotte war vergangene Saison Coach des Heidelberger RK. Danach führte er den RK Heusenstamm erfolgreich durch die Relegation. Gerne hätten die „Füchse“ den Trainer gehalten. Aber das Angebot aus Offenbach sei lukrativer gewesen, sagt Erik Schulze vom RKH-Vorstand: „Wir können seine Entscheidung verstehen und sind im Guten auseinander gegangen.“

Gegen den SC Neuenheim wird auch Haase an der Seitenlinie stehen. Knieprobleme lassen einen Einsatz derzeit nicht zu. Auch Rückkehrer Tobias Apelt (Schambein-Probleme) fällt aus.

RFC München – RK Heusenstamm (Sa., 15 Uhr). Bei den „Füchsen“ gibt’s kurz vor Saisonbeginn ebenfalls noch einige Fragezeichen. Diese betreffen aber nicht die Lizenz. Der RKH hat diese als einer der wenigen Erst- und Zweitligisten auf Anhieb erhalten, ohne Punktabzüge. Unklar ist allerdings, wer das Team coachen wird. Zumal Präsident Markus Walger die Doppelrolle nicht mehr ausüben will. „Wir sind an der Sache dran“, sagt Erik Schulze vom Vorstand und betont: „Wir sind guter Dinge, mit einer guten Mannschaft in die Saison zu gehen.“

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Allerdings muss der RKH einen personellen Aderlass verkraften. Neben den acht Akteuren, die nach Offenbach gewechselt sind, hat auch Sascha Joswig (RG Heidelberg) den Klub verlassen. Unklar ist der Verbleib von Marlon Haase und Gino Gennaro, die mit dem SC Frankfurt 1880 in Verbindung gebracht werden. Zumindest bei Gennaro scheint das letzte Wort noch nicht gesprochen zu sein.

Im Freundschaftsspiel gegen den RC Mainz (54:0) wurden einige potenzielle Zugänge getestet. In Moritz Kießling, Mika Ohlig und Eric Rausch kamen zudem drei Eigengewächse aus der U18 zum Einsatz, darüber hinaus einige Akteure aus der Reserve. „Die Mannschaft war bunt gemischt“, sagt Schulze. Man habe „durch Kontakte und Beziehungen geschafft, den einen oder anderen Zugang für uns zu gewinnen. Super Spieler, tolle Kerle.“ Gegen München wartet jedenfalls eine unangenehme Aufgabe. Bereits letzte Saison gab es dieses Duell zum Auftakt. Die Bayern siegten 39:17.

Von Christian Düncher

Ungewissheit beim RK Heusenstamm, Offenbach trotzig (op-online.de) Von: Christian Düncher

Vorerst kein Punktesystem für Startformation

Die 1. Rugby-Bundesliga besteht auch diese Saison wieder aus zwei Staffeln (Nord/Ost und Süd/West) mit jeweils acht Teams. Die Mannschaften, die nach Ende der Hauptrunde die Plätze eins bis vier belegen, ziehen in die Play-offs ein.

Aus der geplanten Regelung zur Stärkung des Nachwuchses wird wohl zumindest diese Saison nichts. Angedacht war, dass für die Startaufstellung nur 15 Zähler vergeben werden dürfen (Eigengewächse = null Punkte, deutsche Spieler = ein Punkt, ausländische Spieler = zwei Punkte). Das Komitee, das einen entsprechenden Antrag für den Deutschen Rugby-Tag im November ausarbeiten soll, habe sich aber noch nicht getroffen, sagt Robert Haase, Spielertrainer des Offenbacher SCR. Er zweifelt auch an der Sinnhaftigkeit der Idee: „Viele Werte des Rugbysports wie Integration und Internationalität sprechen dagegen. Man würde zudem viele Leute von der Teilnahme am Spielbetrieb ausschließen.“ Von einer Einführung der Regel zur Rückrunde hält er ohnehin nichts. (cd)