Offenbachs Kapitän Kote: „Rugby hat mir durchs Leben geholfen“ Stand:28.09.2023, 16:34 Uhr Von: Christian Düncher

Lutho Kote wurde beim Rugby-Erstligisten Offenbacher SC Rosenhöhe einst aussortiert. Nun ist er Kapitän des Teams und hat mit dem Verein viel vor.

Offenbach – Lutho Kote ist das, was im Rugbysport gerne als menschliche Abrissbirne bezeichnet wird. Wenn der bullige Stürmer des Erstligisten Offenbacher SC Rosenhöhe jedoch über das redet, was in der Winterpause der vergangenen Saison passierte, wird seine Stimme brüchig. „Das hat mich damals als Person gebrochen und treibt mir heute noch Tränen in die Augen“, sagt der Südafrikaner.

Landsmann Wynston Cameron-Dow, seinerzeit Trainer des OSCR, hatte Kote zu Beginn des Jahres abserviert. Der Vertrag sei nach Differenzen aufgelöst worden, hieß es. Der Spieler kann das bis heute nicht verstehen. „Es gab keinen Grund, mich rauszukicken. Ich bin ein absoluter Teamplayer. Das war das schlimmste Gefühl, das ich je hatte. Obwohl ich enttäuscht war, habe ich kein Wort über die Sache verloren und für mich weitertrainiert.“ Das zahlte sich aus.

Der Klub hat mir einiges zurückgegeben – und ich tue das nun ebenfalls
Lutho Kote, Kapitän des Rugby-Erstligisten Offenbacher SC Rosenhöhe


Einige Wochen später verließ der umstrittene Cameron-Dow den Verein. Der bisherige Kapitän Robert Haase wurde Spielertrainer – und suchte das Gespräch mit Kote: „Als Robert mich fragte, sagte ich sofort: Ich bin bereit.“ Sein Comeback gab der Mann mit der Trikotnummer acht im Derby gegen den RK Heusenstamm und war beim 27:20-Heimsieg der „Man of the match“.

„Offenbach ist meine sportliche Heimat. Es ist für mich eine Ehre, Kapitän zu sein. Der Klub hat mir einiges zurückgegeben – und ich tue das nun ebenfalls“, sagt Kote. Auf dem Platz geht er voran. Zudem vermittelte er seinem Verein zuletzt in Landsmann Matt Coenraad (22) ein vielversprechendes Sturmtalent. Denn: Seit Anfang des Jahres betreibt der Semi-Profi mit seiner deutschen Frau Jennifer ein Portal, das Ausländern, die nach Deutschland kommen wollen, dabei hilft, die bürokratischen Hürden zu meistern. „Für mich war das damals nicht einfach. Und vielen Leuten geht es genauso“, sagt der 31-Jährige, der inzwischen seit vier Jahren in der Bundesliga spielt und die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat: „Mir gefällt es hier, ich liebe das Land.“

Aus dem Township in die weite Welt
Aufgewachsen ist er in Südafrika in einem „vergessenen Dorf“, wie er sagt. „Es gab viel Kriminalität. Meine Kindheit war dennoch schön.“ Trotzdem betont Kote: „Rugby hat mir geholfen, durch das Leben zu kommen.“ Als Schüler wurde der kräftige Bursche entdeckt, kam schließlich auf eine Rugby-Schule, war Profi und wechselte dann nach Europa. Über die Niederlande kam der Dritte-Reihe-Stürmer zum SC Frankfurt 1880, mit dem er Deutscher Meister wurde, und vor zwei Jahren zum OSCR.

„Rugby hat mir die Welt gezeigt“, sagt der Mann, der schon immer Stürmer war. Das sind die Spieler, die sich ins Getümmel werfen. „Rugby ist Krieg auf dem Platz. Aber es ist auch ein Gentlemen-Sport. Das ist wie eine Bruderschaft. Man hilft sich auf und neben dem Platz.“

Mit dem OSCR hat Kote einiges vor. „Wir wollen als Verein wachsen. Vergangene Saison sind wir im Viertelfinale knapp gescheitert. Diesmal wollen wir es besser machen. Und wir wollen Eigengewächse nach oben bringen. Zwei Talente haben das Zeug, um in drei bis fünf Jahren deutsche Nationalspieler zu werden.“ Der Fokus liegt auf der Liga. Dort ist der OSCR am Samstag (16 Uhr) beim ungeschlagenen TSV Handschuhsheim gefordert, gegen den es vergangene Saison zwei Niederlagen gab. „„Wir haben daraus gelernt“, meint Kote. Der erste Sieg (35:19 gegen Köln) habe dem Team gutgetan. „Wir sind bereit.“

Für RK Heusenstamm wird es in Frankfurt „sehr schwer“
Erst der zweite dicke Brocken, dann das brisante Nachbarschaftsduell: Bevor der RK Heusenstamm am 14. Oktober (15 Uhr) in der 1. Rugby-Bundesliga den Offenbacher SC Rosenhöhe empfängt, steht für die „Füchse“ ein weiteres Derby an. Nach der 24:66-Niederlage gegen Vizemeister SC Neuenheim muss der RKH am Samstag (15 Uhr) bei Titelverteidiger SC Frankfurt 1880 antreten, der die Tabelle mit maximaler Punktzahl anführt. „Das wird noch mal sehr schwer“, gibt sich Trainer Markus Walger keinerlei Illusionen hin. Obwohl sein Team ersatzgeschwächt war, hatte es gegen den SCN lange gut mitgehalten. Und gegen Frankfurt (mit dem Ex-Heusenstammer Tim Biniak) ist man stets besonders motiviert. Alles andere als eine klare Niederlage wäre jedoch eine Überraschung. (cd)

Von Christian Düncher Offenbachs Kapitän Kote: „Rugby hat mir durchs Leben geholfen“ (op-online.de)