Der Offenbacher SC Rosenhöhe erhält die Lizenz für die 1. Rugby-Bundesliga, startet aber mit mindestens neun Punkten Abzug in die kommende Saison.
Die vom RK Heusenstamm nach Offenbach zurückgekehrten Ex-Hausener wehren sich derweil gegen den Vorwurf, aus finanziellen Gründen gewechselt zu sein.
Offenbach – Es ist ein herber Dämpfer für das ambitionierte Rugby-Team des Offenbacher SC Rosenhöhe: Vor wenigen Tagen hatte der Erstligist, dem vergangene Saison als Aufsteiger der Sprung ins Viertelfinale der Play-offs gelungen war, via Social Media angekündigt, dass die kommende Runde ein „noch größerer Kracher“ werden würde. Das ist jedoch nach den jüngsten Entwicklungen unrealistisch. Der OSCR muss nämlich mit einem Abzug von neun oder zehn Punkten in die Spielzeit 2023/24 starten. Das hat der Rugby-Bundesliga-Ausschuss (RBA) auf seiner Sitzung in München entschieden. Es hätte sogar schlimmer kommen können für Offenbach und viele andere Teams. Letztlich einigte man sich aber auf einen Kompromiss. Einer der großen Verlierer ist der OSCR – und wohl auch der deutsche Rugbysport, der in den höchsten Ligen größtenteils weiterhin auf ein Konstrukt baut, das keine Nachhaltigkeit verspricht.
Erst vor wenigen Wochen hatte der RBA per Schreiben an die Klubs mitgeteilt, dass lediglich sieben der 16 Erst- und elf der 18 Zweitligisten die Lizenz für die kommende Saison erhalten hatten, darunter der RK Heusenstamm. Aus dem Oberhaus fehlten unter anderem der amtierende Meister SC Frankfurt 1880 (Lizenzgebühr zu spät überwiesen) und Offenbach (kein Schiedsrichter, ungenügende Jugendarbeit). Da ein Spielbetrieb unter diesen Voraussetzungen eine Farce gewesen wäre, setzten sich die Bundesligisten zusammen und suchten nach Lösungen.
Der erste Vorschlag, der eine ein- statt zweigleisige 1. Liga (von März bis Dezember 2024) mit zehn Teams, neuem Lizenzverfahren und einem Deutschland-Cup – als Überbrückung – vorsah, erhielt keine Mehrheit. Stattdessen entschieden die Vereine, letztmalig auf Lizenzverweigerungen zu verzichten und stattdessen für die bevorstehende Runde verschärfte Strafen in Form von Punktabzügen einzuführen. Ausnahme waren die zu spät entrichteten Lizenzgebühren. Hier wurde argumentiert, dass der RBA keine Rechnung gestellt habe und ein gemeinnütziger Verein ohne diese kein Geld überweisen dürfe. Damit seien alle Klubs aus der Süd/West-Staffel der ersten Liga „safe“, also sicher, gewesen, heißt es dazu aus Offenbach. Nur der OSCR wurde bestraft. Die genaue Anzahl der abgezogenen Punkte muss das Schiedsgericht noch festlegen und der Deutsche Rugby-Tag im November der Regelung zustimmen. Das gilt zudem für ein vorgeschlagenes System, das dazu führen soll, dass die Klubs künftig vermehrt in Deutschland ausgebildete Spieler einsetzen.
In Offenbach nahm man die Entscheidung zähneknirschend zur Kenntnis. Eine Schiedsrichterin sei kurz vor Einreichung der Lizenzunterlagen von einem Heidelberger Club „abgeworben“ und die geleistete Nachwuchsarbeit nicht anerkannt worden, heißt es. So hat der OSCR erst kürzlich zwei Schulturniere mit rund 250 Teilnehmern ausgerichtet und die Anzahl seiner Jugendspieler innerhalb kurzer Zeit von fünf auf 20 gesteigert. Diese sind in Spielgemeinschaften aktiv, die ebenfalls nicht anerkannt worden seien. Und die Teilnahme am Spielbetrieb nachzuweisen, sei schwierig, da es in Hessen teilweise gar keinen gebe. Man lasse sich davon aber nicht entmutigen. „Wir machen mit unserer Jugendarbeit weiter und müssen jetzt halt gucken, dass wir genug Spiele gewinnen, um trotz des Punktabzuges in der 1. Bundesliga zu bleiben“, heißt es.
OP Erstellt: 25.07.2023, Von: Christian Düncher