Keine eingleisige Bundesliga: Für Hannovers Rugby-Clubs geht es vorerst normal weiter

Die Rugby-Vereine haben Einigkeit bewiesen und bei der Tagung des Bundesliga-Ausschusses die Einführung einer eingleisigen 1. Liga zunächst verhindert. Auf 78, Victoria und Germania kommen aber Strafen zu.

Hannover. Den großen Knall im Rugby gab es nicht, die Bundesligen werden zunächst unverändert weiterspielen. Tiefgreifende Reformen soll es zwar geben, allerdings frühestens ab 2024. Das ist das wesentliche Ergebnis der außerordentlichen Tagung des Bundesliga-Ausschusses in München. Der Dachverband wollte eine eingleisige 1. Liga, die im nächsten Frühjahr hätte starten sollen, die große Mehrzahl der Clubs lehnte das ab. „Die Vereine haben Einigkeit demonstriert und gezeigt, dass man nicht über ihren Kopf hinweg entscheiden kann“, sagte Dietmar Kopp, Vizeabteilungsleiter und Ex-Nationalspieler von Hannover 78. Alle Bundesligisten erhalten nun doch die Lizenz, allerdings wird es teilweise empfindliche Strafen geben.

Anfang September beginnen die Staffeln Nord/Ost und Süd/West wie geplant mit dem Spielbetrieb, die Wechselfrist endet schon am 31. Juli. „Wir können jetzt erst einmal in Ruhe planen“, so Kopp, „die Gespräche waren sehr konstruktiv.“ 78 und Germania List hatten die Lizenz wegen zu spät überwiesener Meldegebühren nicht erhalten. Victoria Linden als Hannovers dritter Erstligist hat zu wenig Schiedsrichter im Einsatz. Die Vereine hatten geargwöhnt, die fehlenden Lizenzen könnten vom Verband als Druckmittel dienen, um die eingleisige Liga einzuführen – nur sieben von 16 Clubs erhielten die Zulassung.

Victoria hat zu wenig Schiedsrichter im Einsatz

Die Vereine wiederum hatten bereits über einen Spielbetrieb ohne den Dachverband nachgedacht und sich unter anderem in Videokonferenzen abgestimmt – nicht nur untereinander im Norden und Osten, auch mit Vertretern der starken Südvereine, die seit fast 20 Jahren den deutschen Meister stellen. Angesichts dieser geschlossenen Front gab es zwar eine lange Aussprache, aber keine Eskalation. 78 und Germania haben eine Geldstrafe von 500 Euro zu gewärtigen, Victoria wird mit fünf Punkten Abzug starten. Am schwersten traf es den Offenbacher SCR, der mit einem Minus von zehn Zählern beginnt, weil er zu wenig Jugendteams im Einsatz hat. Zunächst war sogar von 20 Punkten die Rede, dafür fand sich aber keine Mehrheit.

Eine wichtige Änderung ist geplant und könnte schon zur Rückrunde greifen: Es soll ein Score-System geben, das gute Nachwuchsarbeit belohnt. Beispiel: Pro Partie gilt ein Maximum von 15 Punkten (für 15 Mann auf dem Platz), dabei zählt ein Eigengewächs null, ein deutscher Spieler einen und ein ausländischer Akteur zwei Zähler. Eine Arbeitsgruppe soll sich damit befassen und diese Neuerung umsetzen. „Das ist gut und wichtig für uns angesichts unserer starken Jugendarbeit, wir haben ja meist zehn eigene Spieler auf dem Feld“, sagt Victorias Präsident Steffen Rathmann. Um die Schiedsrichterfrage werde sich der Verein mit Nachdruck kümmern.

Wie es mit der 2. Liga Nord weitergeht, ist offen

Dass eine eingleisige Bundesliga kommt, dahinter stehen vor allem 78 und Germania List. „Der Wunsch des Ausschusses war aber, diese sofort einzuführen und am Kalenderjahr auszurichten, das hat die Allianz der Vereine abgelehnt“, sagte Johannes Augspurger, Sportdirektor von Germania List. In Zukunft soll die Saison im Frühjahr beginnen und im Spätherbst enden. Denkbar ist die Variante, zunächst im Norden und Süden eine Runde auszutragen und dann die jeweils besten vier Mannschaften in einer Art Meisterrunde zusammenzufassen. Auch das würde jedoch immense Fahrtkosten bedeuten, und vor allem im Norden und in Berlin ist das Geld bei den Vereinen knapp.

Offen ist, wie es mit der 2. Bundesliga weitergeht. Darüber dürfte im November beim DRT (Deutscher Rugby-Tag) befunden werden. Vorerst wird es keine geben, nur wie zuletzt eine Regionalliga Nord. Was das aber für den Auf- und Abstieg in beziehungsweise aus der 1. Liga Nord/Ost bedeutet, ist eine wichtige Frage vor allem für die ambitionierten Regionalligisten SG Ricklingen (aus 08 und DRC) sowie den VfR 06 Döhren.

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Stefan Dinse

NP Redakteur