DEUTSCHLAND BEI 7ER-RUGBY-WM

Zwischen Ballett und Massenkeilerei
VON PIRMIN CLOSSÉ-AKTUALISIERT AM 11.09.2022

Bei der Weltmeisterschaft im 7er-Rugby in Kapstadt sammelt die deutsche Nationalmannschaft schmerzhafte Erfahrungen. Doch am Ende überwiegt der Stolz über das Erreichte.

Philip Gleitze rannte los. Noch 40 Meter. Im Vollsprint sammelte er den Ball auf. Er rannte weiter. Noch zehn Meter. Noch fünf. Es fehlte nicht viel, und der deutsche Rugby-Nationalspieler hätte mit der letzten Aktion der Nachspielzeit das Spiel entschieden. Fünf Meter bis zum Versuch, bis zum Sieg im ersten WM-Spiel gegen Chile, bis zum Achtelfinale gegen Südafrika. Stattdessen flog von hinten ein chilenischer Verteidiger heran, bekam Gleitzes Beine zu fassen und brachte ihn zu Fall. Kein Versuch. Verlängerung. Und dort die Niederlage durch einen Kick durch die Stangen.

7er-Rugby ist ein rasanter Sport. Ein Sport mit Wendungen im Sekundentakt. Vor allem aber ist es ein Sport, in dem sehr kleine Momente sehr große Konsequenzen haben können. So wie bei Deutschlands erster WM-Teilnahme, bei der der verpasste Sieg am Freitag im K.-o.-Duell mit Chile dazu führte, dass die deutsche Mannschaft eben nicht am selben Abend in feuriger Atmosphäre gegen den Gastgeber spielte. Stattdessen: Trostrunde. Das Turnier der Erstrundenverlierer um Platz 17. Am frühen Samstagmorgen ging es im ersten Match des Tages gegen Portugal. Nur ein paar Hundert Zuschauer hatten sich da schon in die imposante Arena von Kapstadt verirrt.

7er-Rugby ist ein brutaler Sport. Und damit ist nicht einmal die körperliche Härte im Wettkampf gemeint. Auch hier gilt schließlich der alte Spruch vom Hooligan-Sport gespielt von Gen­tlemen. Schmerzhaft aber ist immer aufs Neue die Erfahrung, wie gnadenlos in dieser olympischen Rugby-Variante Fehler bestraft werden.

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