Rugby-Spektakel in Köln: Triumphaler Tag im Matsch und ein Abschied unter Tränen

Zu Beginn der zweiten Halbzeit ist die Sonne über dem Kölner Rugby-Park wieder verschwunden. Der Regen feiert sein Comeback, dazu pfeift der Wind durch die Sportanlage am Militärring. Der RSV Köln führt im wegweisenden Kellerduell der Bundesliga 8:0 gegen den RK Heusenstamm. Doch im Rugby ist das keine beruhigende Führung. Mit allen Mitteln versuchen die 15 Kölner, ihren Vorsprung über die Zeit zu bringen oder ihn für eine Vorentscheidung auszubauen

Ein Gedränge nahe des Malfelds des RSV steht an. Jener Zone, die um jeden Preis verteidigt werden muss. Pro Team klemmen sich acht Spieler ineinander und drücken nach vorne, um ihrer Mannschaft nach einem Einwurf den Ball zu sichern. Bei fast zwei Tonnen Rugbyspielern auf einem Fleck wirken außerordentliche Kräfte.

Die Spieler beider Mannschaften sind inzwischen rein äußerlich kaum noch voneinander zu unterscheiden. Sowohl die grün-roten Trikots der hessischen Gäste als auch der bordeaux-weiße Dress der Kölner ist von einer fast blickdichten Schlammschicht bedeckt. Die Gesichter, vor allem jene der Angreifer, sind ebenfalls braun. Ab und zu glänzen helle Augen oder Zähne hervor. Der Rasen ist nach dem Dauerregen in der Nacht zum Samstag und der heftigen Hagelschauer vom Morgen an vielen Stellen komplett umgegraben.

RSV Köln verteidigt seine Führung lange gut

In dieser Schlammschlacht bekommen die Kölner ihr Malfeld lange gut verteidigt und bauen ihre Führung aus – ehe Abwehrpatzer und eine Strafzeit Heusenstamm zurück ins Spiel und bis auf 17:21 heranbringen. Nach einem weiteren Ballverlust haben die Gäste in der packenden Schlussphase sogar die Chance auf den Sieg. Wann genau die 80 Spielminuten rum sind, weiß nur der Schiedsrichter. Eine Zeitanzeige gibt es im Sportpark nicht. Wie lange die jeweiligen Unterbrechungen dauern, kann auf der Kölner Bank nur gemutmaßt werden.

„Noch zwei Minuten, vielleicht drei“, sagt RSV-Teammanagerin Hannah Jacoby, die auf der Kölner Bank die Spieldaten erfasst und mit ihrem Handy die Zeit stoppt – zumindest Pi mal Daumen. Chefcoach Melvin Smith nickt und feuert seine Spieler an, die Ruhe zu bewahren. Nach zwei erfolgreichen Tacklings ist es tatsächlich geschafft. Trainer und Spieler reißen die Hände in die Luft, das Spiel ist vorbei. Der RSV darf weiter auf einen Bundesliga-Verbleib hoffen.

Oh my goodness. Ich bin sehr zufrieden und erleichtert

Kölns Chefcoach Melvin Smith

„Oh my goodness“, sagt der südafrikanische Coach und atmet tief durch. „Ich bin sehr zufrieden und erleichtert. Wir müssen jetzt den Kopf oben behalten und weiter hart arbeiten.“ Nach neun von 14 Spieltagen ist Köln Vorletzter, nur das Schlusslicht steigt ab. Am 6. April (15 Uhr/Kölner Rugby-Park) gibt es das nächste wegweisende Kellerduell, Gegner ist Tabellennachbar Offenbach.

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