RUGBY: Scheidender DRV-Boss Hees: „Würde gerne alle wegtackeln“

Stand:08.03.2024, 15:50 Uhr
Von: Christian Düncher

Harald Hees vom Rugby-Klub Heusenstamm hört als DRV-Präsident auf und übt vor dem Deutschen Rugby-Tag in Heidelberg heftige Kritik an der Opposition

Offenbach – Als Lufthansa-Kapitän a.D. ist Harald Hees darauf trainiert, auch in extremen Situationen die Ruhe zu bewahren. Lange ist das dem 66-Jährigen auch im Amt als Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) gelungen. Doch in der Tischvorlage für die DRV-Jahreshauptversammlung (Samstag in Heidelberg) nimmt das Mitglied des RK Heusenstamm kein Blatt mehr vor den Mund. „Es ist nur eine Handvoll, aber der Schaden, den sie verursachen, betrifft eine Nation“, schreibt Hees und meint damit die Opposition, die größtenteils aus der ehemaligen Rugby-Hannover aus agiert, aber auch in Heidelberg Mitstreiter hat. Der einstige Siebener-Nationalspieler würde sie gerne „alle wegtackeln, was ja unterhalb des Schulterbereichs regelkonform wäre“.

Das sind – selbst in einer körperbetonten Sportart wie Rugby – zumindest recht ungewöhnliche Worte für einen Verbandsboss. In den Sozialen Medien musste Hees dafür Kritik einstecken, aber es gab auch Zuspruch. „Wem würde da nicht der Kragen platzen?“, schreibt der offizielle Account der Rugby-Löwen Braunschweig. Ein anderer Kommentator, der nach eigener Aussage bei den vergangenen Deutschen Rugby-Tagen war, sieht es ähnlich: „An Harrys Stelle wäre ich nicht so lang so ruhig geblieben.“

Für Hees selbst war dieser Schritt sogar überfällig: „Ich hätte schon die ganze Zeit sagen sollen, was Sache ist und was ich denke. Aber ich habe immer über Höflichkeit versucht, diese Leute ins Boot zu holen, auch wenn sie die unmöglichsten Dinge gemacht haben. Man kann sie nicht einfangen. Die Liste ihrer Vergehen der letzten vier Jahre ist lang.“ Negativer Höhepunkt war eine „Rufmord-Kampagne“ (Hees) mit dem Ziel, ein Vorstandsmitglied zu diskreditieren. Umschläge ohne Absender landeten in Briefkästen. Es folgte eine arg zweifelhafte Verdachtsberichterstattung, aus der in anderen Medien Tatsachen gemacht wurden. Heraus kam jedoch: nichts. Weder bei einer internen Untersuchung, noch bei Ermittlungen durch die Polizei. Die Staatsanwaltschaft stellte den Fall ein. Im Vergleich dazu mutet es wie eine Lappalie an, dass es zuletzt regelmäßig rund um die Deutschen Rugby-Tage juristische Auseinandersetzungen gab oder diese zumindest angedroht wurden. Das ist legitim, spricht in dieser Häufung aber für sich. So hätte die fürs Wochenende geplante Versammlung eigentlich bereits am 4. November (virtuell) stattfinden sollen. Aber die Einladung wurde gerügt.

„Es reichen zwei, drei Leute, um einen Verband auszubremsen“, stellte Hees, der den Verband seit Oktober 2019 führt, ernüchtert fest. „Meine Amtszeit läuft aus. Ich habe gesagt, dass ich nicht mehr antrete, wenn ein passender Nachfolger parat steht.“ Der langjährige Vizepräsident Michael Schnellbach aus Mannheim gilt als Kandidat.

Viel Arbeit, aber wenig Wertschätzung

Er sei „nicht nur gefrustet“, sagt Hees, betont jedoch zugleich: „Ich gehe langsam auf die 70 zu und will mich in den nächsten Jahren nicht damit beschäftigen, wie ich Attacken juristisch abwehre. Ich bin angetreten, um den Verband zu restrukturieren.“ Das ist gelungen, auch dank des persönlichen finanziellen Engagements der Verbandsspitze. „Ich habe jede Reise und jede Veranstaltung der letzten vier Jahre aus eigener Tasche bezahlt, dort gespendet und hier subventioniert. Da kam ein mittlerer fünfstelliger Betrag zusammen“, rechnet der scheidende Präsident vor. Die drei Vorstände seien alle ehrenamtlich tätig, obwohl die Satzung eine Vergütung vorsieht. Und machen einen Job, „der kaum Wertschätzung erfährt, der zeitweilige 12 bis 20 Stundentage erfordert, kein Wochenende kennt, in dem man Verantwortung trägt und für den sich bei der letzten Ausschreibung kaum jemand beworben hat“.

Diesem Team sei es mit zu verdanken, dass der Verband inzwischen wieder auf festen Füßen stehe. Oder wie es der ehemalige Lufthansa-Kapitän ausdrückt: „Als wir antraten, befand sich der Verband im Sturzflug. Wir stellten fest, dass die Satzung, also quasi das Steuer-Instrument, nicht zulässig war. Die, die uns angeklagt haben, waren aber Mit-Initiatoren der Satzung. Wir haben es schließlich hingekriegt und haben nun einen gut betankten Flieger. Die Versprechen, die wir im sportlichen Bereich gemacht haben, haben wir ebenfalls eingehalten.“

So trat der DRV 2022 im Herren-, Damen- und Jugendbereich mit sieben Nationalmannschaften an. „Das gab es noch nie“, sagt Hees. Für 2023 hatte der DRV bei Rugby Europe extra eine Fristverlängerung vereinbart, um bei einem Außerordentlichen Rugby-Tag über diverse Maßnahmen die nötigen Gelder für eine erneute Meldung all dieser Auswahlteams zu generieren. Mehr als die Hälfte der Mitglieder votierte dafür, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde aber verfehlt, unter anderem weil aus Hannover gebündelt Gegenstimmen kamen.

Führungsteam gut aufgestellt

Hees zieht trotz aller Widerstände ein positives Fazit seiner Amtszeit. „Wir haben ein Führungsteam, das so gut dasteht wie lange nicht. Alle sind hoch motiviert. Im Präsidium waren wir neun Leute, die gut zusammengearbeitet haben. Gemeinsam haben wir aufgeräumt, ich hinterlasse nachweislich ein gut bestelltes Feld.“

Von Christian Düncher Scheidender DRV-Boss Hees: „Würde gerne alle wegtackeln“ (op-online.de)

Kommentar von KU Gottschlich : Mehr Sachlichkeit wäre angebracht gewesen! Warum ist keinem der hochgelobten Vorstandsmitglieder der Fehler in der Einladng aufgefallen? Obwahl sie angeblich die Satzung überarbeitet haben?

Damit hat der DRV-Vorstand den Einspruch erst ermölicht! Dann auch noch die Kritiker verantwortlich zu machen, ist krotesk und nicht mit den Sprüchen über die Fainess von Rugbyspielern vereinbar.

Dazu auch noch den Kritikern vom einstigen Siebener-Nationalspieler „androhen“,“ er würde sie gerne „alle wegtackeln, was ja, unterhalb des Schulterbereichs, regelkonform wäre“.