Angefangen hat alles im Juni 2012 mit einigen Rugbyspielern, die bei ihrem SV Studentenstadt in München nicht mehr zufrieden waren. Also gründeten die Abtrünnigen damals einen eigenen Verein – den Rugby Club Unterföhring. Dieser hat seither eine beachtliche Erfolgsgeschichte geschrieben. So ist der RCU mit fast 300 Mitgliedern inzwischen der zweitgrößte Rugbyverein in Bayern, dessen Jugend im Freistaat ihresgleichen sucht. Und nun klopft die Erste Mannschaft des Clubs auch noch an die Tür der höchsten deutschen Spielklasse.
Unterföhring – Wobei der Sprung in die Bundesliga womöglich noch an den Rahmenbedingungen in Unterföhring scheitern könnte – doch dazu später. Zunächst zur sportlichen Ebene, auf der es ebenfalls noch einige Hürden zu überwinden gibt. Bereits sicher ist, dass die aktuelle Saison des RCU in die Verlängerung gehen wird. Denn nach dem klaren 47:14-Sieg im letzten Heimspiel gegen Heidelberg ist Unterföhring der zweite Tabellenplatz in der 2. Bundesliga Süd nicht mehr zu nehmen; und dieser wiederum berechtigt zur Teilnahme an der Relegation.
In den Aufstiegsspielen bekommen es die zwei bestplatzierten Clubs der Süd-Staffel am 3. Juni mit dem RSV Köln und dem RC Luxemburg zu tun, die in der 2. Bundesliga West an der Spitze liegen. Welches dieser Teams der Halbfinalgegner des RCU wird, ist offen – schließlich könnten sich die Unterföhringer noch auf Tabellenplatz eins schieben. Hierzu brauchen sie im Nachholspiel beim Spitzenreiter RC Rottweil am Samstag einen Sieg mit Bonuspunkt. Bedeutet: Der RCU muss mit mehr als zehn Punkten Vorsprung gewinnen und dabei wenigsten vier Versuche legen.
„Ich denke, das ist nicht unrealistisch“, gibt sich Präsident Stephan Unfried zuversichtlich. „Wir haben eine gut eingespielte Mannschaft und eine starke Bank, die in den vergangenen Wochen regelmäßig dafür gesorgt hat, dass die Spiele hinten raus deutlich wurden.“ Zudem stünden Chefcoach Robert Johnston und seinem Sturm-Trainer Logan Mokalei am Samstag sämtliche Spieler zur Verfügung. Sollten diese in Rottweil tatsächlich mit Bonuspunkt gewinnen, dann wäre dies mit Blick auf die Relegation ein Vorteil, glaubt Unfried. Denn nicht nur bekäme man es im Halbfinale mit Luxemburg statt den Kölnern zu tun, die laut dem RCU-Chef „die deutlich stärkere Mannschaft“ sind. Sondern obendrein dürften die Unterföhringer auch daheim antreten – auf ihrem Platz am Etzweg.
Dieser entspricht eigentlich nicht den Vorgaben des Verbands, und genau das könnte im Falle eines Aufstiegs zum Problem werden. „Wir haben die Lizenz für die 1. Bundesliga beantragt“, sagt Stephan Unfried. „Aber es könnte an unserem Platz scheitern.“ Die Suche nach einer alternativen Spielstätte ist laut dem Präsidenten bislang erfolglos verlaufen. „Rein finanziell könnten wir die 1. Bundesliga stemmen. Aber für unseren Platz würden wir wahrscheinlich keine Sondergenehmigung erhalten.“
Doch ehe dies zum Thema wird, haben die Unterföhringer ohnehin erst noch die sportlichen Voraussetzungen zu erfüllen. Heißt konkret: Der RCU muss in der Relegation zunächst das Finale am 17. Juni erreichen. Wer dort gewinnt, ist fix aufgestiegen, während der Verlierer am noch eine weitere Chance erhält – am 1. Juli, im Duell gegen den Tabellenvorletzten der 1. Bundesliga Süd/West. Merkur (Patrik Stäbler)