SW3 Höher, schneller, weiter: Sportwetten in Deutschland feiern Rekord-Umsatz
Das Sportwettengeschäft boomt. Im Jahr 2021 machte allein der deutsche Markt 9,4 Milliarden Euro Umsatz: ein neuer Rekordwert. In Zeiten der Geisterspiele fanden sich Fans auf der Couch vor dem Fernseher wieder. Der Griff zum Handy nicht weit, der nächste Tipp nur wenige Klicks entfernt. „Insbesondere durch die Sponsoring-Ausfälle in Folge der Corona-Pandemie tauchte die Werbung für Sportwetten in den Stadien noch einmal verstärkt auf“, sagt Grünen-Politiker Philip Krämer.
Der finanzielle Erfolg der Wettanbieter fußt auf den Verlusten der Kunden. Vor allem von denen der Vielspieler, die hohe Beträge setzen. Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind in Deutschland rund eine halbe Million Menschen glücksspielsüchtig. Wie viele davon auf den Sportwettenmarkt entfallen, ist nicht bekannt. Zumal Sportwetten als „Glücksspiele mit Kompetenzanteil“ gelten, also in der Theorie beeinflussbar sind. Aktuelle Studien gehen derweil von über eine Million Betroffenen aus, mit einer Vielzahl an Menschen mit riskantem Spielverhalten. Das „Bündnis gegen Sportwetten-Werbung“ schreibt: „Unter den Personen, die an Sportwetten teilnehmen, haben nur knapp 50 Prozent ein vollkommen unproblematisches Spielverhalten.“
Sportwettensucht ist meist kein Individualproblem. Oft würden ganze Familien ruiniert werden, sagt Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), ein Verfechter stärkerer Werberegulierungen. „Schätzungen gehen davon aus, dass pro glücksspielsüchtiger Person bis zu 15 Angehörige betroffen sind und von den Folgen der Spielsucht in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Das weiß auch Fabian, der 14 Jahre lang wettsüchtig war und unserer Redaktion seine Geschichte erzählte.